Fleisch galt lange Zeit als Luxusgut. Vor nicht allzu langer Zeit gab es im Bürgertum nur sonntags und zu Feiertagen Fleisch zu essen. Das hat sich durch die Industrialisierung der Landwirtschaft grundlegend geändert.
Fleischkultur
Fleisch zählt für viele Menschen zu den Grundnahrungsmitteln und wird nicht selten zu jeder Mahlzeit konsumiert. Ob als Salami auf dem Brot, als Steak zum Mittagessen oder als Geschmacksträger in der Suppe, Fleisch ist allgegenwärtig. Sogar als Snack für Zwischendurch wird es vermarktet.
Dadurch verspeisen die Deutschen im Durchschnitt 60 kg Fleisch pro Jahr. Da sind Vegetarier, Veganer, Kinder und Alte mit inbegriffen. Um diesen Bedarf zu decken werden in Deutschland jedes Jahr ca. 3,7 Millionen Rinder, 59 Millionen Schweine und ca. 630 Millionen Hühner und Puten geschlachtet. [Greenpeace]
Gleichzeitig bezeichnen sich 8 von 10 Deutschen als „sehr tierlieb“ wenn man der Bild Glauben schenken darf. [BILD] Hunde und Katzen werden gestreichelt und als Familienmitglied betrachtet. Die Ausbeutung, das Leid und den Tod anderer sozialer Tierarten nimmt man aber billigend in Kauf.
Fleisch schadet Mensch und Tier
Dass Fleischverzehr mit gesundheitlichen Problemen verbunden ist, ist seit einiger Zeit bekannt. Übergewicht und Herz-Kreislauf-Probleme werden durch den üppigen Energiespender Fleisch und dem darin enthaltenen Cholesterin begünstigt. Im Jahr 2015 hat zudem die Weltgesundheitsorganisation WHO verarbeitetes Fleisch auf die Liste der krebserregenden Stoffe gesetzt. Dass Salami, Pasteten und Würstchen Krebs erregend sind, ist damit genau so sicher, wie das der Fall bei Tabakrauch oder Asbest ist. Zusätzlich wurde rotes Fleisch auf die Liste der potentiell krebserregenden Stoffe gesetzt. Gleichzeitig lassen diese Einordnungen keinen Schluss über das tatsächliche Erkrankungsrisiko zu. [Welt]
Um eine stetig wachsende Weltbevölkerung mit immer mehr billigem Fleisch versorgen zu können, ist die Industrie auf Massentierhaltung angewiesen. Dabei werden die Tiere unter unwürdigen Bedingungen gehalten und gemästet, um dann nach relativ kurzer Lebensdauer geschlachtet zu werden. Immer wieder werden die prekären Lebensbedingungen dieser Tiere publik gemacht oder Skandale über Tieres-Misshandlung veröffentlicht. Durch die enge Haltung so vieler Tiere können sich Krankheitserreger sehr schnell vermehren. Dadurch müssen die Tiere mit einer sehr großen Menge Antibiotika behandelt werden, die letztendlich auch auf unseren Tellern landen. Vor viralen Epidemien wie der Vogel- oder Schweinegrippe bieten sie jedoch keinen Schutz und die Resistenzen von bakteriellen Erregern gegen die verwendeten Antibiotika nimmt zu.
Fleisch schadet der Umwelt
Der Fleischkonsum ist daher nicht nur für die Tierwelt ein Desaster, er schadet auch uns Menschen. Darüber hinaus leidet auch die Umwelt enorm unter unserer Fleischeslust. Zu nennen wären die enormen Mengen an Gülle, die unsere Böden, Flüsse und Meere überdüngen. Die EU verklagt Deutschland wegen des mangelnden Grundwasserschutzes, da die Nitratbelastung durch Gülle unsere Grundwasserqualität gefährdet. [Zeit] Dazu kommen Pestizide und Medikamente, die notwendig sind, um die Produktivität auf hohem Niveau zu halten.
Außerdem entstehen bei der Fleischproduktion jede Menge Treibhausgase, wie Kohlendioxid oder Methan. In der folgenden Abbildung sind verschiedene Lebensmittel hinsichtlich ihrer kohlendioxid-äquivalenten Treibhausgasemission aufgeführt. Dabei wird der Einfluss anderer treibhauseffekt-aktiven Gase, wie Methan oder Stickoxide, auf das Treibhauspotential von Kohlendioxid umgerechnet. Die Daten stammen vom Umweltbundesamt. [UBA]
Deutlich zu erkennen ist, dass die Produktion von Obst, Gemüse und Brot deutlich weniger Kohlendioxid verursacht als die Produktion von Fleisch. Außerdem kann man gut erkennen, dass Rindfleisch mit Abstand am meisten CO2 verursacht. Die tatsächliche CO2-äquivalente Menge an Treibhausgasen ist jedoch sehr davon abhängig, wie und wo das Tier aufwächst. Rinder sind Wiederkäuer und produzieren daher sehr viel Methan, das ca. 25-mal so treibhausaktiv ist wie CO2. Die Futterwahl hat einen enormen Einfluss auf die CO2-Bilanz von Fleisch, insbesondere bei Rindfleisch. Wenn die Tiere überwiegend auf einer Weide grasen und wenig Kraftfutter erhalten, ist ihre Bilanz besser, als wenn sie in reinen Mastbetrieben mittels Futterzusätzen möglichst schnell auf Schlachtgewicht gebracht werden.
Vergleich mit Transportmitteln
Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird gerne auf das Auto verwiesen. Kraftstoffe werden hoch besteuert, Auflagen für die Industrie werden strenger und die Entwicklung des Elektroautos wird von der Politik vorangetrieben. Gegen den Umwelteinfluss des Transportsektors sind wir weitaus besser sensibilisiert als gegen den Einfluss unseres Fleischkonsums. Der Vergleich mit verschiedenen Transportmitteln verdeutlicht die Menge an CO2 die durch die Produktion von Fleisch entsteht. In der folgenden Abbildung ist dargestellt, wieviel klimaaktive Treibhausgase bei der Produktion eines Kilogramm Rindfleisch entsteht. Die zugrundeliegenden Daten stammen vom Umweltbundesamt. [UBA]
Um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren wird im besten Fall die gleiche Menge CO2 erzeugt, wie mit einem Auto über 50 km ausgestoßen wird. Mit der Bahn könnte man im Fernverkehr sogar mehr als 160 km reisen. Im schlechtesten Fall kann das Auto ca. 200 km zurücklegen, ehe es so viel Kohlendioxid ausgestoßen hat, wie 1 kg Rindfleisch. Mit dem Reisebus ist die Entfernung sogar derart groß, dass man von Flensburg nach München fahren könnte.
Jahr für Jahr
Wie ich eingangs erwähnt habe, isst jeder Deutsche im Mittel ca. 60 kg Fleisch pro Jahr. In der folgenden Abbildung ist zu erkennen, wieviel Treibhausgase emittiert werden, wenn diese Menge Fleisch zu gleichen Teilen aus Rind, Schwein und Geflügel gedeckt wird. Wie der ersten Abbildung entnommen werden kann, ist die Produktion von Schweinefleisch und Geflügel sogar deutlich weniger CO2-intensiv als die Produktion von Rindfleisch.
Im besten Fall wird durch den Fleischkonsum des Durchschnitts-Deutschen so viel Kohlendioxid produziert, wie bei einer Autofahrt von Flensburg nach Mailand entsteht! Im schlechtesten Fall reicht es sogar für eine Fahrt von Flensburg bis nach Antalya in der Südtürkei. Mit der Bahn könnte man unter den besten Produktionsbedingungen des Fleisches immerhin von Flensburg nach Jerusalem fahren.
Bio ist auch keine Lösung
Jetzt könnte man auf die Idee kommen, nur noch Biofleisch zu essen. Doch auch wenn kein Kraftfutter zur Anwendung kommt, ist die Umweltbilanz von Fleisch verheerend, wie am Minimalbeispiel gezeigt werden konnte. Außerdem benötigt die Biolandwirtschaft deutlich mehr Fläche. Das bedeutet, dass der Umstieg auf Biofleisch für einzelne Personengruppen machbar ist, bei begrenztem Platzangebot kann die jetzige Menge Fleisch aber niemals auf biologische Weise produziert werden. Dazu kommt, dass eine große Menge Fleisch in verarbeiteter Form verkonsumiert wird und für den Einzelnen gar nicht nachvollziehbar ist, wo das Fleisch herkommt (z.B. im Fastfood-Restaurant).
Fazit
Der Fleischkonsum ist nicht nachhaltig. Er schadet nicht nur den Tieren, die unter unwürdigen Bedingungen gehalten und geschlachtet werden. Er schadet auch den Menschen, direkt in Form von Zivilisationskrankheiten und indirekt durch die Zerstörung unserer Umwelt.
Dabei ist Fleisch für den Menschen nicht lebensnotwendig, da wir Mischköstler sind und auf andere Lebensmittel ausweichen können. Vielmehr handelt es sich um eine kulturelle Problematik, da wir es als Grundrecht anzusehen scheinen, Fleisch in jeder erdenklichen Menge essen zu dürfen. Die weltgrößte Organisation für Ernährungsfachleute aus den USA, die „Academy of Nutrition and Dietetics, AND“ hat in einem Positionspapier klargestellt, dass die vegetarisch-vegane Ernährung für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet ist, inklusive Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Jugend! [VEBU]
Die einzige Möglichkeit die negativen Folgen des Fleischkonsums zu minimieren besteht darin, den eigenen Fleischkonsum zu verringern oder gänzlich einzustellen. Auf der Seite des Vegetarierbund Deutschland sind viele Informationen zur vegetarischen und veganen Lebensweise zu finden. Hier gibt es u.a. weitere Informationen zur Gesundheit und Rezeptideen für einen Lebensstil ohne Fleisch.
www.vebu.de
Vielen Dank für die kompakten Informationen.Einfach erschütternd,wozu der hohe Fleischkonsum,insbesondere von Rindfleisch,führt.
In Argentinien wird der Rinderzucht wertvolle Natur geopfert,üppige Vegetation,die Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln kann,vernichtet.
Mehr noch: Deutsche Fleischproduzenten importieren Kraftfutter u.a. aus Südamerika,was das Problem verstärkt:
Dort fehlen dann die Fäkalien der Tiere,die die Vegetation düngen und hier haben wir ein Gülleproplem durch die massenhafte und pervertierte Fleischproduktion.
Ich esse seit einigen Jahren nur noch einen Bruchteil der Fleischmenge gegenüber früher und bevorzuge Geflügel und Schweinefleisch.Das ist mein Beitrag für den Umweltschutz zu dem ich gerne beitrage.Meinen Gemüsekonsum habe ich deutlich gesteigert und vermisse nichts.
„Fleisch schadet der Umwelt“ das würde ja bedeuten, dass jeder natürliche Kadaver eines toten Tieres im Wald umweltschädlich ist!
Sehr einseitiger Text der Fleischkonsum per se verteufelt und Schleichwerbung für Vegetarismus macht. Es gibt Völker die hauptsächlich von Fleisch leben (Inuit), was sollen die denn machen?
1. Das Tier im Wald ist Teil des natürlichen Kreislaufes und hat sich nur von dem natürlichen Angebot seiner Umgebung ernährt und wurde nicht mit Kraftfutter gefüttert. Außerdem ist die Dimension doch eine ganz andere. Wir töten jedes Jahr 3,7 Millionen Rinder, 59 Millionen Schweine und ca. 630 Millionen Hühner. Soviel Wild gibt es ja gar nicht in Deutschland. Trotzdem hast du Recht, jedes Lebewesen, dass atmet und Treibhausgase ausscheidet schadet in dem Sinne der Umwelt. Im natürlichen Kreislauf kann die Natur die negativen Effekte aber wieder ausgleichen.
2. Ich denke dieser Artikel setzt sich sehr sachlich mit der Problematik auseinander und eine fleischarme oder sogar fleischfreie Variante ist in nahezu allen Belangen nur positiv zu bewerten. Das ist keine Schleichwerbung, ich werbe da ganz offen für. Fleisch zu essen, zumal in dem Maßstab wie es bei uns üblich ist, ist einfach nicht nachhaltig, noch ist er gesund.
3. Manche indigenen Völker, wie die Inuit, haben keine andere Wahl als Fleisch zu essen, weil sie keine Alternativen haben. Am Nordpol kann man halt keine Landwirtschaft betreiben und Supermärkte sind rar. Wir dagegen haben die Wahl und die Möglichkeit auch ohne Fleisch gesund zu leben. Außerdem betreiben indigene Völker keine Massentierhaltung und füttern ihre Beute vorher mit Mais oder Soja um sie zu mästen.